Meine Philosophie

Ich bin vor allem an Menschen, die hören können oder wollen, interessiert. Meine Orgel dient dabei als Metapher kulturübergreifend Emotionen zu vermitteln und durch meine Klänge zu kommunizieren und zu berühren. Dabei baue ich Brücken zwischen verschiedenen Kulturen, Sprachen und sozialen Umfeldern. Ich kann mich dabei tatsächlich als Mittler zwischen Generationen, Lebenseinstellungen und Persönlichkeiten empfinden. 

Dazu bemühe ich mich, höchste klangliche Qualität, bestmöglichen Materialanspruch und professionelle Begleitung durch alle Bauphasen meiner Orgeln zu entwickeln. Dieser Schaffensweg ist für mich Voraussetzung, um am Ende mit eigenen Händen den Klang und die Poesie einer Orgel zu gestalten. Alle meine Instrumente tragen somit einen Teil meines lebendigen Schaffens in sich und können somit authentisch als "tönende Seele" verstanden werden.

 

Inschrift an der Orgel von Giavera del Montello, Neubau durch Ditta organaria Daniele Michelotto/Padova 2013, Klanggestaltung und Intonation: OBM Gerhard Hradetzky

Dr. Ignazio Roiter, Meolo 2002

Schon immer hatte ich mir Orgelbauer als Diener einer alten Kunst vorgestellt,. Bis ich im Juni 1991 durch Vermittlung des Pfarrers von Silvelle, Don Vendramino, einen Menschen kennenlernen durfte, der in diesem außergewöhnlichen, klar geordneten und kompromisslosen Handwerk ganz aufgeht. Damals betrat ich die kleine Kirche von Silvelle und sofort fiel mir die neue Orgel an der linken Seite des Kirchenschiffes auf.

Ich betrachtete die Feinheiten der Klaviaturen und Registerknöpfe aus der Nähe, die sorgfältig ausgearbeiteten Details an Werk, Orgelbank und Notenpult. Durch Don Vendramino lernte ich auch Orgelbaumeister Gerhard Hradetzky kennen. Nach einer kurzen Vorstellung äußerte ich voller Überzeugung mein Anliegen: auch in Meolo müßte man eine neue Orgel bauen! Hradetzky hatte gerade in der Kirche zu tun, um die Zungen zu stimmen, denn noch am selben Abend sollte es ein Konzert geben; so durfte ich in seiner Begleitung einen Blick ins Innere der Orgel werfen.

Hatte ich mich im Laufe der Zeit mit dem allgemeinen Verfall des Orgelbaues abgefunden, so tröstete mich nun um so mehr, was ich dort zu sehen bekam: die Schönheit der Hölzer, die Präzision der Mechanik, der Glanz der Metallpfeifen, der Geruch der edlen Materialien. Noch bevor überhaupt der 
Klang diese Instruments an mein Ohr drang, verstand ich, daß diese Orgel alles auszudrücken vermochte, was den Orgelbauer an jenem Ort und in jenem Augenblick an Empfindungen bewegte. Ich kehrte mit dem sicheren Gefühl nach Meolo zurück, daß auch meine Kirche so eine "wahrhaftig" authentisches Instrument bekommen sollte. Ich hatte mich mit dem Orgelbau versöhnt. Dieser handwerklich arbeitende Künstler vereinte in sich eine solche Vielfalt von Klängen und war darüber hinaus auch fähig, sie nach außen zu bringen.

Hradetzky folgt seinen eigenen Gesetzen, ebenso wie ein Schriftsteller, ein Philosoph, ein Architekt. Sollte er sich einmal wiederholen, dann geschieht es dennoch in einer neuen Art und Weise, sein Werk würde sonst im Automatismus ersticken. Er betreibt seine Kunst mit einer solchen Hingabe, als hätte er sie erst vor kurzem kennengelernt, und er macht vergessen, daß sie schon seit Jahrhunderten auf der Welt ist. Er hält an Traditionen fest und verwandelt die verschiedenen Schulen des Orgelbaues doch zu seinem ganz persönlichen Stil. Im Bewußtsein seiner Einzigartigkeit mußte er die Vergangenheit nie ablehnen, sondern konnte sich von ihr "ernähren". Es ist ihm gelungne, sich von jenen Gedanken zu befreien, die lediglich dazu führen, Altes zu kopieren. Seine Instrumente entstehen in seiner ureigensten Gedankenwelt, welche Gefühle auf wohltuende Art zu übertragen weiß. Er spielt mit der Phantasie und stellt sie in ein durchdachtes Verhältnis zu jenen Räumen, wo seine Klangerfindungen zur Wirkung kommen sollen. Um seine Vorstellung zu realisieren braucht es Disziplin ebenso wie Erfahrung. Seine Orgeln haben keine Nachfolger, weil sie immer Unikate, exemplarische Werke für ihren jeweiligen Ort darstellen. Stets gehören ihre wunderbare Bauweise, die Solidität ihrer handwerklichen Konstruktion zu den unbedingten Voraussetzungen, von denen man eigentlich gar nicht zu reden braucht. Was diesen Orgelbauer aber zu seinen wirklich außergewöhnlichen Werken führt, ist gerade die starke Sehnsucht nach Verschiedenheit des künstlerischen Ausdrucks.

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Auf seine Künstlerpersönlichkeit geht gerade die Intonation zurück, durch die das Instrument als einzigartiges Wesen lebt. Es ist äußerst schwierig, diese besondere Kunst, die bei weitem nicht jedem Meister zueigen ist, zu verstehen. Die verschiedenen Register sollen in vielfältigen Farben klingen, dabei miteinander verschmelzen, und trotzdem einzeln hörbar bleiben. In einer solchen harmonischen Mischung glänzen Klarheit und Reinheit. Um jedoch diese klangliche Fülle zu schaffen, reicht fleißig Gelerntes nicht aus. Man braucht dazu ein absolutes "Orgelgefühl", das nicht Ergebnis einer Suche sein kann, sondern eine Gabe sein muß.

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Die meisten Hradetzky-Orgeln, und neuerdings das Instrument im Dom von Treviso, sind von Hradetzky mit dem unfehlbaren Instinkt eines Poeten und gestaltet worden. Das aus der völligen Hingabe eines Meisters enstehende "künstlerische Credo" kommt in seiner Arbeit zur Entfaltung. Allen Bemühungen zum Trotz, diese Kunst zu verstehen, wird sie ewig ein Geheimnis bleiben.
 

Philosphy Of Tonal Design - A Statement of Orgelbaumeister Gerhard Hradetzky (1990)

Achieving tonal quality in his tracker action pipe organs is Hradetzky's primary goal. An organ's tonal desing and production is an art form executed by it's creator. To best understand Hradetzky's tonal design philsosophy, therefore, you must know the man himself; for, in the end, that is what you get. Gerhard Hradetzky is the firm's tonal designer and finisher. His work is defined more by his heritage, beliefs, abilities and completed organs than by any words or statements. 

Hradetzky sees the tracker organ as an instrument of superlatives. It is universal, dynamic, colorful, and the newest musical instrument in the world. It is an astonishing and admirable example of handcrafting. It is an "enfant terrible".

Hradetzky understands the organ as metapher to communicate between the rich colorful heritage of the past and today's world. It has a vocabulary and language of it's own that allows it to bridge the gulf between visible societies and the invisible cultures that lie behind them.

The Orgelbaumeister believes that mechanical tracker organs are tonal laboratories, that each one becomes a medium of it's time and that these instruments are vehicles to take us into future music.

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Hradetzky uses the best available materials and technology in the construction of his tracker organs; however, the "best" is an optimum combiation of new and old. Unless the new materials and technologies enhance the tonal aspects of the organ, the classic materials and technologies are used. 

For all of us in Hradetzky organ, achieving tonal quality and axcellence by optimal design, materials and craftsmanship is the primary goal.

   
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