Heitere Monatsbilanz Sommer 2012

OBM Gerhard Hradetzky Heitere Monatsbilanz für meine deutsch- und italienisch-sprachigen Freunde, von Gerhard Hradetzky!
Relazione e pensieri divertente dell’organo di Zianigo (PD)

Eindrücke und Arbeitsbericht zur Erneuerung der Orgel von Zianigo/Mirano (PD)

Es war wohl im Frühsommer 2007 als ich mit meinem damaligen Orgelbau-Kollegen Prof. Maurizio Cavagnini das erste Mal in den kleinen Ort Zianigo nahe Venedig kam. Don Ruggero, der dortige Pfarrer, war mir schon lange kein Unbekannter mehr, hatte ich doch unter seiner Ägide Mitte der 90er Jahre eine meiner wichtigsten Orgeln für seine damalige Pfarre Meolo (VE) erbaut. In dieser Zeit intensiver Zusammenarbeit entwickelte sich nicht nur eine anhaltende freundschaftliche Bindung, auch der bezaubernde Klang der Orgel von Meolo muss sich in das Herz des engagierten Geistlichen eingenistet haben. So geschah es, dass Don Ruggero im Rahmen des erwähnten Besuches sein deutliches Interesse zum Ausdruck brachte, mich im Falle der Orgelerneuerung von Zianigo zu beteiligen. Doch gab es für dieses Projekt vorerst keine Genehmigung des Denkmalamtes und.....kein Geld. Andere Projekte hatten Vorrang und auch der bedauernswerte Zustand des Instrumentes zu dieser Zeit ließen in mir alle Hoffnung für ein glückliche Lösung der Orgelfrage fahren.

Um so mehr war ich überrascht, als schon nach „wenigen Jahren“ Anfang dieses Jahres ein freundschaftliches Telefonat aus Italien mich zu einer Besprechung nach Zianigo einlud. An der Renovierung der Orgel sollte ich mich beteiligen und dabei vor allem die klangliche Erneuerung des Instrumentes in die Hand nehmen. Ich musste nicht lange überlegen, einen Freund lässt man nicht im Stich und ebenso eine altersschwache Orgel. Mit Rückzug des grausamen Winters im März 2012 war ich auch wieder in der Lage die Alpen zu überqueren und so kam es im April dieses Jahres zu einem ersten Treffen mit Signore Daniele Michelotto, Orgelbau-Kollege aus Padova. Daniele, der für die gesamte technische Durchführung der Arbeit zuständig war, führte mich zu der bereits demontierten Orgel, gemeinsam wurden alle Teile gründlich inspiziert und Art und Weise unserer Zusammenarbeit besprochen. Anschließend fuhren wir alle gemeinsam in Michelottos „Fabrica dell Organo“ in Albignasego nahe Padua, wo sich der Großteil des Pfeifenwerkes befand und bereits zur Begutachtung vorbereitet war. Mit besten Gefühlen für eine fruchtbare Zusammenarbeit kehrte ich wieder nach Hause zurück und bereitete meinerseits alles vor, um die geplante Fertigstellung der Orgel von Zianigo Anfang September zum Feste des Patroziniums 2012 sicherstellen zu können.

Zu „Domenica di Redentori“ (dem berühmten Festtag von Venedig) trafen ich und meine kleine aber feine Mannschaft, bestehend aus meinem langjährigen Mitarbeiter und Orgelbau-Kollegen Peter Winkler und meiner besseren Hälfte, Monika Brauner, bei strahlendem Wetter in Zianigo ein. Schon am nächsten Tag wurde nahe der Orgel eine Werkstatt mit effizienter Einrichtung vorbereitet um professionell auf alle Überraschungen vorbereitet zu sein. Orgeln sind unergründliche Wesen, sie pfeifen und singen nicht nur dem Willensimpuls des Organisten entsprechend, nein, manches Mal wie und gerne auch wann sie wollen!

Mit Beginn der ersten Arbeitswoche wurde ausschließlich Technisches erledigt, unter anderem Schalldämmung des Orgelmotors, Arbeiten an Holzkonstruktionen, sowie die Abstimmung des sensiblen Orgelwindes, sozusagen als Stärkung von Lunge und Atem von..........dieser Orgel. Daniele war es auch, der mich auf die Geheimnisse der elektrischen Anlage hinwies, denn mit der List „elektronischer Mechanik“ hat man aus realen 22 Stimmen (Registern) etwa das Dreifache an Klangmöglichkeiten geschaffen. Gleich einem „Braten“, den man sozusagen geschickt vergrößert hat!

Doch nun ist es an der Zeit, dem erlauchten Leser an dieser Stelle den engen Zusammenhang zwischen „Braten und Register“ genauer zu erklären. Also . . . die mysteriösen „Register“ der Orgel benennen jeweils eine Reihe von Pfeifen (61 Stück pro Reihe) mit einer eigenen Klangfarbe und Tonhöhe. Durch die Verbindung dieser Pfeifen-Reihe mit einer weiteren oder mehreren Reihen (Registern) verändert sich logischerweise Lautstärke und Klangfarbe der Orgel. Dieser im Grunde klangentscheidende Vorgang wird vom Spieltisch (Konsole) aus mittels elektrischer Schalter und Druckknöpfen bedient. Der Spieltisch gleicht somit einer geheimnisvollen Küche, in der die verschiedenen klanglichen Zutaten zu einer großen Mahlzeit, dem „Ohrenschmaus“, zusammengestellt werden!

Schon im 18. Jahrhundert schrieb der süddeutsche Orgelmeister Carl Riepp in seiner „Quisinier pour d`orgue“ (Orgelküche):“ Die Principale sind das Fleisch in der Suppe, die Flöten das Gemüse dazu. Die Trompeten das Gegrillte, das Contrafagotto der Wildschweinebraten, die Ripieni die Gewürze dazu. Die Oboen muss klingen wie guter Wein und das „Echo“ wie der Café zur großen Mahlzeit. Versteht der Koch, bzw. der Organist sein Geschäft gut, so kann er dem klanghungrigen Zuhörer eine gar wunderbare musikalische Mahlzeit servieren“. (frei nach Carl Riepp 1710-1775)

IntonationDoch zurück zu unserer Arbeit, denn in den folgenden Wochen wurden nun Pfeife für Pfeife und Register für Register in die Orgel eingesetzt, nicht ohne vorher jeden einzelnen Ton mit größter Kraftanstrengung oder auch mit kaum sichtbaren Korrekturen und Handbewegungen auf seinen tadellosen klanglichen Zustand zu überprüfen. Erst danach ist es möglich, die Register dynamisch abzustimmen um letztlich das gesamte Orgelwerk fein säuberlich und rein zu stimmen. Die Essenz aber auch das Kuriosum meiner Arbeit bestand wohl darin, dass ich den Winddruck des Instrumentes reduzieren (!) musste um die Klangfülle und Helligkeit des Plenos zu steigern, oder wie Riepp sagen würde - „den Braten geschmackvoll und würzig zu machen“.

Letztlich war es für mich eine besondere Herausforderung, dem inhomogenen Pfeifenwerk eine einheitliche und kompakte Klangform zu geben, also für einen geschlossenen Gesamtklang zu sorgen, finden sich doch die verschiedensten Generationen von Pfeifen in der Orgel, von barocken Beständen angefangen über Material aus dem 19. und 20. Jhdt. bis hin zu neuzeitlichen Ergänzungen aus der Werkstätte von Meister Michelotto.

Le CampaneAllmählich nahte das Ende des heißen Monats August. 1460 Pfeifen erklangen wieder in der Orgel, gut „abgeschmeckt“ zu Brot und Wein gleich den Stimmen Contrabasso und Tromba. Den Abschluss der Arbeit machte das Register „Chiarina horizontal“, vom Kirchenschiff aus gut sichtbar, mit blinkenden Bechern aus der Orgelfront ragend. Diese Stimme würde ich als scharfes „Olio di Peperoncino“ der Orgel bezeichnen. Bleibt zu guter letzt noch das Register Campane, bestehend aus Klangröhren in Messing in verschiedensten Längen, welche von den Tasten aus mittels eines Klöppels angeschlagen werden können. Das wäre nach meinem Sinn und meinen Ohren wohl das „Dolce, die „creme della creme“, welche man am Ende einer feinen Mahlzeit serviert.

Die Fertigstellung und Orgelprobe (Kollaudierung) erfolgte am Freitag, den 31. August 2012, bei der sich Maestro Francesco Finotti, Consulent der Soprintendenza per i beni storici e artistici, die Ehre gab die erste große musikalische Prüfung gleichsam als Vorverkostung durchzuführen. Der virtuose Maestro beendete seine erste „musikalische Probe“ mit den Worten: „Avete fatti dei miraculi“ (Was ihr gemacht habt, ist Zauberei).

Danksagung:
An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank Don Ruggero Gallo, welcher nicht nur meiner Erfahrung und Arbeit die Treue gehalten hat, sondern uns darüber hinaus als großzügiger Gastgeber seinen persönlichen Beitrag zum Wohlklang der Orgelregister beigetragen hat. Weiters danke ich mit Freude meinem Orgelbau-Kollegen Daniele Michelotto, der mich nicht nur menschlich sehr beeindrucken konnte, sondern mir auch mit viel Vertrauen so manchen unkonventionellen „Kunstgriff in die Orgelküche“ vergab. Schlußendlich gilt mein besonderer Dank meinem Kollegen und Partner Peter Winkler und Madame Monika Brauner, welche mit ganzem Einsatz entscheidend zum Gelingen der „neuen Orgel von Zianigo“ beigetragen haben.

PfeifeneinbauRastrierungOrgel und SpieltischOboeProspekt und Chiarina

Relazione e impressioni sul risanamento dell’organo di Zianigo (PD)

Era nell’estate del 2007, quando arrivai per la prima volta a Zianigo con il mio collega d’allora, il Prof. Maurizio Cavagnini. Don Ruggero, il parroco, da lungo tempo non era più uno sconosciuto per me: sotto la sua egida, avevo costruito negli anni ’90 uno dei miei più importanti organi per la sua parrocchia d’allora di Meolo, in Veneto. In quel periodo di intensa collaborazione, si sviluppò non solo un duraturo rapporto d’amicizia, ma pure il suono incantevole dell’organo di Meolo doveva essersi annidato nel cuore dell’abile sacerdote. Così successe che Don Ruggero, in occasione della visita sopraccitata, dimostrò il suo profondo interesse a coinvolgermi nel caso di un risanamento dell’organo. Purtroppo, per questo progetto, allora non c’erano ancora né l’autorizzazione della Sovrintendenza né soldi. Altri progetti avevano la precedenza; anche la condizione penosa dello strumento a quel tempo, mi fece perdere ogni speranza di trovare una soluzione alla questione organo.

Ancor di più rimasi sopreso, quando, già dopo “pochi” anni, all’inizio di quest’anno, ricevetti una telefonata amichevole dall’Italia, con la quale venni invitato ad un incontro a Zianigo. Avrei ricevuto l´incarico per il rinnovo dell’organo, e così prendere in mano soprattutto il risanamento fonico dello strumento. Non ci pensai a lungo, un amico non lo si lascia solo, così come non si lascia solo un vecchio organo malato. Dopo la fine del crudele inverno del 2012, fui anche di nuovo in grado di valicare le Alpi e così, nell’aprile di quest’anno, si tenne l’incontro con il Sig. Daniele Michelotto, organaro di Padova. Daniele, che era responsabile dell’intero procedimento tecnico del lavoro, mi portò all’organo, già smontato, ed insieme ispezionammo dettagliatamente tutti i pezzi ed organizzammo il procedere della nostra cooperazione. Infine, andammo tutti alla “fabbrica dell’organo” del Sig. Michelotto ad Albignasego (PD), dove si trovava la maggior parte delle canne, già pronte per essere esaminate. Con la buona sensazione di una fruttuosa collaborazione, tornai di nuovo a casa e preparai tutto per poter garantire da parte mia il completamento dell’organo di Zianigo, previsto per il Patrocinio nel settembre del 2012.

Alla domenica della Festa dei Redentori a Venezia, arrivai con un tempo splendido a Zianigo con la mia piccola e valida equipe, composta dall’organaro Sig. Peter Winkler, da lungo tempo mio esperto collaboratore e dalla mia signora, sempre disponibile perfino a cucinare ed inaffiare le piante della parrocchia. Già il giorno dopo, avevamo approntato un piccolo laboratorio con un’efficiente attrezzatura, per essere preparati in modo professionale a qualche altra sorpresa, poiché “gli organi sono esseri incomprensibili, non fischiano e non cantano solo secondo l’impulso di volontà dell’organista, no, qualche volta lo fanno quando e come vogliono loro”! All’inizio della prima settimana lavorativa, furono eseguiti solamente lavori tecnici, tra cui l’isolamento acustico del ventilatore dell’organo e l’equilibratura della pressione del vento dell’organo, quasi come rinforzo dei polmoni e del respiro dell’organo. Daniele fu anche colui il quale mi introdusse nei segreti del sistema elettrico, poiché con l’astuzia della “meccanica elettronica”, si è riusciti a fare di reali 22 voci (registri) circa il triplo delle possibilità musicali fonetiche, come un “arrosto”, che si è riusciti, per così dire, ad ingrandire artisticamente!

Dunque, ora è il momento giusto per spiegare meglio agli illustri lettori lo stretto nesso tra “arrosto e registri”. Il concetto misterioso dei “registri” dell’organo è costituito da una fila dietro l’altra di canne (61 canne a fila), ed ogni fila ha il proprio timbro ed altezza del suono. Attraverso il collegamento acustico di questa fila di canne con un’ulteriore o più file (registri), il volume ed il timbro dell’organo logicamente cambiano. A mezzo dell’organista, l’esecuzione, in pratica musicale, viene eseguita dalla consolle, servendosi di interruttori elettrici. La consolle è quindi come una cucina piena di segreti, dove vengono combinati diversi ingredienti sonori, componendo un abbondante pasto, la delizia per gli orecchi. Già nel 18° secolo, l’organaro della Germania meridionale Carl Riepp scrisse nel suo “Cuisinier pour l’orgue”: i Principali sono la carne nel brodo, i Flauti la verdura in aggiunta ad esso, le Trombe i cibi alla griglia, il Controfagotto l’arrosto di cinghiale, i Ripieni le spezie in aggiunta; devono risuonare gli Oboi come un buon vino, e l’Eco come il caffè dopo un pasto abbondante. Se il cuoco o l’organista sa fare il suo mestiere, egli può dunque servire agli ascoltatori, affamati di suoni, perfino un magnifico pasto musicale (tratto liberamente da Carl Riepp, 1710-1775).

Ritorniamo però al lavoro, poiché nelle settimane seguenti furono inseriti tutti gli elementi, canna dopo canna e registro dopo registro, di nuovo nell’organo, non senza verificare prima lo stato impeccabile del suono di ogni singolo tono, con correzioni e movimenti manuali quasi invisibili. Solo in seguito a ciò, è possibile accordare i registri e l’intera meccanica dell’organo, in modo finemente accurato e puro. L’essenza, ma anche la cosa singolare del mio lavoro, sussisteva nel fatto che avevo dovuto ridurre (!) la pressione del vento dello strumento, per aumentare così la pienezza del suono e la chiarezza del pleno, o, come avrebbe detto Riepp, per rendere “l’arrosto saporito ed aromatico”.

Per me è stata, naturalmente, una sfida straordinaria dare una forma sonora uniforme e compatta alle canne dell’organo, quindi a provvedere ad un gusto sonoro armonioso. Qui nell’organo ci sono le più diverse generazioni di canne, partendo da elementi barocchi, passando a materiale del 19° e 20° secolo, fino ad arrivare a complementi moderni del laboratorio del Sig. Michelotto.

Pian piano si avvicinava la fine del caldo mese di agosto, 1460 canne risuonavano di nuovo nell’organo, ben “intonate” al pane ed al vino, come i toni del Contrabbasso e della Tromba. Il completamento del lavoro fu il registro “Chiarina orizzontale”, ben visibile dalla navata della chiesa, con luccicanti tubi sporgenti dal fronte dell’organo, che vorrei definire come “il peperoncino” dell’organo. Da buon ultimo, rimane ancora il registro Campane, composto da tubi sonori di ottone di diverse lunghezze, che possono essere suonati premendo i tasti a mezzo di un martelletto. Ciò sarebbe, secondo i miei sensi ed orecchi, “il dolce…un creme caramel”, che si serve alla fine di un pasto prelibato.

Il completamento ed il collaudo dell’organo si tennero il venerdì 31 agosto 2012, giorno in cui il Maestro Francesco Finotti, consulente della Sovrintendenza ai Beni Storici ed Artistici, si dette l’onore di eseguire la prima grande degustazione musicale.

Ringraziamenti: qui desidero esprimere il mio particolare ringraziamento al parroco, Don Ruggero Gallo, il quale non solo si è fidato della mia esperienza e del mio lavoro, bensì ha contribuito personalmente, come versatile “padrone di casa”, alla musicalità dei registri dell’organo. Inoltre ringrazio con gioia il mio collega organaro, Sig. Daniele Michelotto, il quale non solo ha potuto impressionarmi per la sua umanità, bensì mi ha perdonato, regalandomi molta fiducia, per aver eseguito alcuni “tocchi artistici nella cucina organara” non convenzionali. Infine desidero esprimere il mio particolare ringraziamento al mio collega, Sig. Peter Winkler, ed alla mia partner, Sig.ra Monika Brauner, i quali, con il loro impegno, hanno contribuito in modo decisivo alla riuscita dell’organo di Zianigo.

Traduzione Sig.ra Gabriella Clari

   
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